Analyse zu Frühlingtraum aus Schuberts Winterreise
Franz Schuberts Frühlingstraum ist das elfte Stück der Winterreise, welche von einem im Winter umherziehenden Wanderer handelt. In dem Stück der Romantik träumt der Wanderer vom Frühling, erwacht allerdings auch in die Realität. Der Zwiespalt zwischen Realität und Traum zeigt sich auch in der Musik, welche von den Emotionen des Wanderers geprägt ist.
Das in F-Dur geschrieben Werk lässt sich musikalisch in drei Teile unterteilen:
Der erste Teil steht im 6/8 Takt, beginnt mit Vorspiel aus gebrochenen Dreiklängen und endet im 14. Takt. Wie im gesamten Stück ist die Tonleiter F-Dur. Die Gesangsstimme reicht vom c´ bis zum d´´, Tonumfang und Lage sind mittel. Zusammen mit der nicht durch Pausen unterbrochenen Bewegung aus Achteln, Vierteln und Sechzehnteln sorgt dieser Aspekt für eine heitere, beschwingte Stimmung. Diese Stimmung wird durch eine Auf- und Abbewegung durch verschieden große, meist aber kleine, Intervalle verstärkt. Eine Sexte vom c´ bis a´ sorgt mit einigen weiteren etwas größeren Intervallen für das Gefühl der Beschwingtheit. Gebrochene wellenartige Dreiklänge in DUR in der Begleitung unterstützen die zum Vorschein kommende gute Stimmung. Der Tonumfang der Begleitung ist hoch, die Lage vorwiegend Mittel. Insgesamt wird Freude und eine fehlende Hektik durch das vorgegebene Tempo und die Tonstärke pianissimo erzeugt. Die Musik untermalt den in der ersten und vierten Strophe durch Adjektive und Nomen der Freude (,,bunt”, ,,lustig”, ,,Wonne”, ,,Seligkeit”) geprägten Text. Der Wanderer ist im Traum und erfreut sich des Frühlings (Strophe 1) und einer schönen Frau (Strophe 4).
Im Gegensatz hierzu steht das Erwachen in die Realität in dem zweiten Abschnitt, welcher auch im 6/8 Takt steht (Takt 14-26). Es kommt zu einem Rhythmuswechsel, geprägt von Pausen und Tempovariationen. Eine Unruhe wird in der Gesangsstimme durch das Wiederholen von Tönen, unterbrochen von großen Intervallen und die Lautstärke Mezzoforte erzeugt. Auch die Klänge in der Begleitung sind von großen Sprüngen (Bass → Violin) und wenig gebundenheit gezeichnet. Zusätzlich kommen viele der Töne nicht aus der Tonleiter, es ist nicht diatonisch. Die großen Intervalle kommen auf ausdrucksstarke Wörter (,,finster´´), um Unruhe und Unbehagen zu erzeugen. Zudem werden Lautmalereien genutzt (z.B. bei ,,krähten”) um das Erwachen und den resultierenden Kontrast zu verdeutlichen. Der Spannungsbogen erreicht seinen Höhepunkt nach einer Lautstärkesteigerung zu fortissimo (sehr Laut) in einem gebrochenen versetzten F-Moll Akkord der Begleitung in mehreren Lagen. Die Musik begleitet zum einen die fünfte Strophe, in welcher der Träumer durch das Krähen eines Hahnes geweckt wird und die Finsternis der Realität bzw. den Kontrast zum Traum sieht und zum anderen das Erwachen und Feststellen der Einsamkeit in der 5. Strophe. Sowohl Text als auch Musik drücken Unruhe und Finsternis bis hin zur Verzweiflung aus.
Das Stück endet im dritten Teil (Takt 24-Ende), in welchem die Taktart auf einen 2/4 Takt wechselt. Die Gesangsstimme zeichnet sich durch ruhigere Bewegungen in kleinen Intervallen aus. Die leise Spielweise (pianissimo) zeigt verbunden mit der häufigen Wiederholung von Tönen in der Gesangsstimme und der gebundenen Spielweise der langsamen teils traurig wirkenden Akkorde und deren Wiederholungen der Begleitung, die Melancholie des Wanderers. Erst wird ein Basiston, dann ein darauf aufgebautes Intervall angeschlagen. Dies wiederholt sich mehrfach. Das Ende bildet bei der dritten Strophe ein F-Dur (gebrochen), bei der fünften ein F-Moll Akkord, welcher den Zwiespalt und die Melancholie zeigt. In den Strophen sehnt sich der Wanderer der Traumrealität und zeigt seine Melancholie.
Schuberts Frühlingstraum beschäftigt sich wie viele Stücke der Romantik mit dem Motiv Traum. Der Wanderer hängt an dem Traum, sieht allerdings auch die Realität. Dieser Kontrast wird von der Musik in Rhythmus, Klängen und Bewegungen verdeutlicht. Die Kontrastvielfalt macht ,,Frühlingsreise” zu einem interessanten Stück, welches Lust darauf macht den Wanderer durch die gesamte Winterreise zu begleiten.
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