Coronakrise
Manchmal stürzen die Kulissen ein. Aufstehen, Straßenbahn, vier Stunden Büro oder Fabrik, Essen, Straßenbahn, vier Stunden Arbeit, Essen, Schlafen, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, immer derselbe Rhythmus – das ist meist ein bequemer Weg. Eines Tages aber erhebt sich das «Warum», und mit diesem Überdruss, in den sich Erstaunen mischt, fängt alles an.
Dies postuliert Camus im „Mythos des Sisyphos“ - und auch wir stehen vor einer Zäsur. Doch nicht Selbsterkenntnis, nein die Pest - von welcher Camus einige Jahre später schreibt - lässt Büro, Fabrik, Straßenbahn, den Vorlesungsbetrieb, Theater, Opernhäuser - kurzum das öffentliche Leben - nulla crux, nulla corona - stillstehen.
Über Covid 19 und was zu tun ist.
Coronavirus
Überblick
Von den sieben bekannten menschenwirksamen Coronaviren (von lat. corona - Kranz, weil diese unter dem Elektronenmikroskop einem Strahlenkranz gleiche Fortsätze aufweisen) verursachen vier lediglich geringfügige Symptome - beispielsweise als Teil einer gewöhnlichen Erkältung. Mit einem Coronavirus waren die meisten bereits infiziert. Wohl aber nicht mit SARS-CoV-2, welcher die Corona virus disease 2019, kurz Covid 19, verursacht. Diese verläuft als beidseitige Lungenentzündung und stammt wahrscheinlich von einer Geflügelart. Nach ersten Studien könnte die Letalitätsrate bei ca. 11% liegen - der Krankheitsverlauf ist durch die Gesamtverfassung des Betroffenen bedingt.
Wachstum
Aufgrund des hohen Ansteckunsgrisikos und der schnellen Verbreitung über die Tröpcheninfektion handelt es sich momentan um exponentielles Wachstum. Der Faktor, um welchen die Zahl der Fälle täglich steigt, scheint momentan bei 1,15 bis 1,25 zu liegen. Sind es heute 100 Fälle, so sind es morgen bis zu 125.
Hier eine beispielhafte Funktion mit exponentiellem Wachstum. Je mehr Fälle, desto mehr Fälle - bis es „durch die Decke“ geht. Um dies zu verhindern, sind umfassende Maßnahmen wichtig.
Was wir tun müssen
Es lebte ein Mann im Lande Uz. Derselbe war schlecht und recht gottesfürchtig und mied das Böse, und seines Viehs waren siebentausend Schafe, dreitausend Kamele, fünfhundert Eselinnen und viele des Gesindes. Und er war herrlicher denn alle, die gegen Morgen wohnten.
So beginnt die Geschichte Hiobs, der mit Zufriedenheit gesegnet war bis zur Stunde, da Gott die Hand gegen ihn hob und ihn mit Aussatz schlug, damit er aufwache aus seinem dumpfen Wohlbehagen und sich die Seele quäle. So scheint auch unsere Geschichte zu beginnen. Hoch angesessen und behaglich eingerichtet im Reichtum einer goldenen Zeit bis eine Pandemie Aussatz schlägt.
Doch dies rechnet weder gerecht mit der Vergangenheit noch der Gegenwart ab. Weitere Einschnitte sind zu erwarten - der Umstand wird ausgenutzt werden - im Sinne eines „Big Bath“ in der Wirtschaft - dem Schieben von einer unverhältnissmäßigen Menge an Negativbilanzen auf ein Ereignis - im Sinne des Durchbringens von Gesetzesentwürfen… Was bleibt ist Zeit. Zeit zur Selbstauseinandersetzung. Zeit für Bildung, Literatur, Briefe, Musik, Naturspaziergänge…
Die Begrenzung - sie existiert, doch
Diese Begrenzung führt mich zu mir selbst. Ich bin ich selbst da, wo ich mich nicht mehr hinter einen objektiven Standpunkt zurückziehe, den ich lediglich repräsentiere, da, wo weder ich selbst noch die Existenz eines andern Objekt für mich werden kann.
(Søren Kierkegaard)
In diesem Sinne wünsche ich frohe Tage. Seien Sie sich Ihrer Möglichkeiten bewusst - Hilflosigkeit kann man erlernen - Engagement ebenso.
Mit freundlichem Gruß
Leonard Storcks
PS: Vor der Flucht in den Glauben könnte dies eventuell lesenswert sein ;)
Weitere Denkanstöße finden Sie unter
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