ReligionReligionskritik

Religionskritik nach Nietzsche

Friedrich Nietzsche (1844-1900) erachtet zusammengefasst das Christentum als Sklavenmoral und illusorische ideale Welten / Gott für tot.

Gott ist tot

Nietzsches Argumentation

  • Das 17. und 18. stellen christliche Denktraditionen in Frage und werfen bestehende Systeme um, illusorische Ideale stehen in der Kritik
    • In ,,Der tolle Mensch“ wird der revolutionäre Paradigmenwechsel durch die kopernikanische Wende verdeutlicht
  • Insofern kann der berühmte Ausruf ,,Gott ist tot“ nicht nur auf den christlichen Gott, sondern insgesamt auf andere haltgebende Illusionen bezogen werden
    • So kritisiert Nietzsche Zukunftsoptimismus und die Fortschrittsidee
  • Hierin sieht Nietzsche eine in den Nihilismus mündende Sinnkrise (trostlos, aussichtslos)
    • Diese muss durch den ,,Übermenschen[1]“ überwunden werden
  • Doch die Menschen tappen im Dunkeln (hierfür steht die Metapher des Anzündens der Laterne in ,,Der tolle Mensch“), sie erkennen den selbstverursachten Weg vom ,,alten Gott“ weg nicht, sondern halten zumindest emotional an dem fest, was sie längst zu Fall gebracht und vielfach verworfen haben – Gott und die Sinngebung durch diesen
  • Es braucht einen diesseitigen Kampf gegen die nihilistische, verneinende Kultur in Liebe und Demut, dem Elend entgegen

 

  • Es gibt keine Wahrheit, kein richtig, kein falsch, kein gut, kein böse

Das Christentum als Sklavenmoral

Bereits für Schopenhauer (1788-1860) ist Jesus die Personifikation der Verneinung des Willens zum Leben.

Argumentation Nitzsches

  • Das Christentum fordert Herdenmenschen, heiligt die Schwachen und Hässlichen, die hinnehmenden Willenlosen und gibt diesen das Himmelsreich
  • Die Heiligkeit des Pöbels ist unhaltbar - ,,Lüsterne Gier, gallichter Neid, vergrämte Rachsucht, Pöbel-Stolz: das sprang mir Alles in’s Gesicht. Es ist nicht mehr wahr, dass die Armen selig sind. Das Himmelreich aber ist bei den den Kühen.[2]"
  • Zudem verdammt das Christentum Neid, welcher doch zum Aufzeigen unserer Neigungen und Möglichkeiten genutzt werden sollte

Religion als erkenntnisberaubende Droge

,,Aber dies Volk hat sich willkürlich verdummt, seit einem Jahrtausend beinahe: nirgendswo sind die zwei großen europäischen Narcotica, Alkohol und Christenthum, lasterhafter gemißbraucht worden.“

  • Nietzsche sieht sowohl das Christentum als auch Alkohol als Betäubungsmittel, weil sie den Menschen von der Erkenntnis berauben, dass der Zustand tatsächlich elendig ist.

Kritik

  • Bereits der Begriff der Sklavenmoral ist diffamierend, wie Nietzsche insgesamt häufig in verletzendem Fanatismus
  • Historisch waren nicht die einfachen Menschen, sondern die Herrscher Heilige im ausgelebten Christentum
  • Den Schwachen zu helfen ist notwendig für eine langfristig funktionierende Gesellschaft
    • Mit seiner Haltung gegen die Schwachen kann Nietzsche als moralischer Wegbereiter des Nationalsozialismus gesehen werden
  • Zudem schätzt er scheinbar Gewalt vor Nächstenliebe: ,,Habe ich noch zu sagen, dass im ganzen neuen Testament bloss eine einzige Figur vorkommt, die man ehren muss? Pilatus, der römische Statthalter.“
  • Der Übermensch selbst könnte eher neues Leid als Überwindung dieses sein. Dass sich diesem keine Probleme mehr auftun ist zu idealistisch.
  • Seine Utopie erinnert an Aldous Huxleys Dystopie ,,Brave New World“ und somit eine im Kern unfreie Gesellschaft

[1] Gesund, stark, lebensbejahend, aristokratisch, kriegerisch, jenseits von Gut und Böse, an der Stelle Gottes – auch ein Gegenentwurf zu dem von Krankheit geplagten, schwachen Nietzsche

[2] Kühe sind nicht übermäßig über ihre Zukunft besorgt, sie limitieren sich auf das, was sie wissen können und lassen den Rest beiseite – ganz im Gegensatz zu dem Menschen

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