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Rezension zu Verbrechen und Strafe von Fjodor Dostojewski

Denn je tiefer wir uns in ihn versenken, desto tiefer fühlen wir uns selbst.

Stefan Zweig über Fjodor Dostojewski

In seinem 1866 erschienenen Roman ,,Verbrechen und Strafe” eröffnet Fjodor Dostojewski weite, tiefe, zum Nachdenken und Hinterfragen anregende Horizonte und Ideen, welche aus der mitreißenden Geschichte des fiktiven Mörders Raskolnikow emergieren. Wenn auch zwischen der Umgebung von St. Petersburg im 19. Jahrhundert und der unsrigen im 21. ein Spalt existiert, so sind die angesprochenen Ideen und Horizonte doch zeitlos und somit Teil eines lesenswerten Romans.

Einige Menschen sind in der Lage, sich über die Gesetze, Werte und Regeln ihrer Zeit hinwegzusetzen und diesen bewusst entgegen zu handeln. Für ihre höheren Ziele und Maximen dürfen sie - die Ungewöhnlichen (wie Napoleon) - auch über Leichen gehen. So zumindest die Theorie des Protagonisten und in ärmlichen Verhältnissen lebenden Studenten Raskolnikow, welcher die Frage, ob er zu den Ungewöhnlichen gehöre, über einen Mord zu lösen anstrebt. Im fiebrigen Zustand plant und führt er die Tötung einer für ihn einer Laus entsprechenden Pfandleiherin durch. Allerdings ist ihm das einfache hinwegsetzen über den Mord nicht möglich. In seinem Verhalten erregt er den Verdacht des Ermittlers Porfirij und ein intellektuell psychisches Duell der beiden beginnt. Verwoben mit philosophischen Ideen und Nebenhandlungen bildet dieser Hauptstrang das Fundament für eine kurzweilige zum Nachdenken anregende Geschichte, die auch sprachlich durchaus überzeugend ist. Raskolnikow denkt über die eingeengten Ansichten des Großteils der weiteren Charaktere hinaus und regt somit auch den Leser an, seine eigenen engen Denkmuster und festen sozialen Strukturen zu hinterfragen, ohne dies aber in einen letztendlich schädlichen Ausbruch in Gewalt und Brutalität entarten zu lassen. 

Wer sich in Dostojewskis Werk versenkt und die sonderlichen Namen und einige Abschnitte mit Längen verkraften kann, der wird tiefer in sich selbst fühlen können und eventuell wie Raskolnikow postuliert in seinem losgelösten Denken in die Kategorie der Menschen gelangen, welche zwar nicht die Herrin der Gegenwart aber immer die der Zukunft ist.

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