Stufen des moralischen Urteils – Lawrence Kohlberg
Bei den Stufen des moralischen Urteils handelt es sich um eine Theorie, welche auf Jean Piagets Entwicklungsmodell aufbaut. Die Stufen zeigen eine Entwicklung des Menschen aus moralisch- / ethischer Sicht. Es werden drei Niveaus mit jeweils zwei Stufen aufgestellt, wobei sich die Stufen nur im Hinblick auf die Art und Weise unterscheiden. Die Ergebnisse erhielt Kohlberg durch Befragungen von Probanden zu Problemen. Das bekannteste ist das Heinz-Dilemma, in welchem Heinz Frau sterbenskrank ist, doch das Medikament zum zehnfachen Herstellungspreis angeboten wird, welchen er sich nicht leisten kann. Handelt er moralisch, wenn er in die Apotheke einbricht?
Niveau 1 - Präkonventionell
Stufe 1 - Heteronome Moral
Regeln werden eingehalten, da sonst eine Strafe droht. Es wird sich an Machtpotentialen orientiert.
Stufe 2 - Individualismus, Zielbewusstsein und Austausch
Regeln werden nach eigenen Interessen und Bedürfnissen befolgt. Es wird anerkannt, dass auch andere Menschen Interessen haben.
Niveau 2 - Konventionell
Stufe 3 - Wechselseitige Erwartungen, Beziehungen und interpersonelle Konformität
Man möchte den Erwartungen nahestehender Personen entsprechen und vor sich und anderen als guter Kerl erscheinen, sich gut zu verhalten.
Stufe 4 - Soziales System und Gewissen
Übernommene Pflichten werden erfüllt, Gesetze befolgt um einen Zusammenbruch des Systems zu vermeiden.
Niveau 3 - Postkonventionell
Stufe 5 - sozialer Kontrast, nützlichkeit, individuelle Rechte
Es wird anerkannt, dass es mehrere gruppenspezifische moralische Vorstellungen, aber auch absolute Werte wie Leben und Freiheit gibt, weil man sich zum Wohle aller verpflichtet fühlt und an den Gesellschaftsvertrag glaubt. Normen werden hinterfragt.
Stufe 6 - universale ethische Prinzipien
Spezielle Gesetze sind universal gültig (Gleichheit, gleiche Würde…), man handelt im Einspruch mit dem Prinzip, weil man an dieses glaubt. Eine solche Person handelt nach abstrakten Prinzipien (z.B. kategorischer Imperativ).
Stufe 7?
Nicht im eigentlichen Modell enthalten, hier werden moralische Urteile transzendental Begründet. Das Individuum ist von universeller Liebe, Mitleid und Heiligkeit erfüllt. Diese Idee stammt von Kohlberg selbst, als Vertreter sieht er Jesus, Buddha und Gandhi.
Kritik
Kritisiert wird die Pflichtethik (Deontologische Ethik, die Handlung erfolgt nach einer verpflichtenden Regel) die oft zum Vorschein kommt. Amoralisten und Dezisionisten sehen den Schritt zur 5. Stufe als Rückschritt. Zudem lässt sich infrage stellen, ob es universelle Prinzipien gibt und ob eine Einteilung immer möglich ist. Die Ordnung ist subjektiv.
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