Die Dämmerung – Alfred Lichtenstein
Der Text
Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
Der Wind hat sich in einem Baum gefangen.
Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich,
Als wäre ihm die Schminke ausgegangen.
Auf lange Krücken schief herabgebückt
Und schwatzend kriechen auf dem Feld zwei Lahme.
Ein blonder Dichter wird vielleicht verrückt.
Ein Pferdchen stolpert über eine Dame.
An einem Fenster klebt ein fetter Mann.
Ein Jüngling will ein weiches Weib besuchen.
Ein grauer Clown zieht sich die Stiefel an.
Ein Kinderwagen schreit und Hunde fluchen.
Merkmale
- Kreuzreim
- Kadenz: fünfhebiger Jambus im Gegensatz zum Inhalt gleichmäßig
- alternierender Verschluss
- hässliche Natur
- entgegen der Erwartung durch den Titel nicht romantisch
- Jüngling besucht möglicherweise ein Bordell
- was kann man bei der Abenddämmerung beobachten?
- für den Expressionismus typischer Reihungsstil
- eintönig
- befremdliche, deplatzierte Adjektive
- modale anstelle einer lokalen Präposition (spiel mit einem Teich)
- Subjekt und Objekt werden vertauscht (Pferd, Dame)
- kleine und große Katastrophen führen zum Weltuntergang
- die Welt ist verrückt geworden (Grundbefindlichkeit der Ex. vor WW1)
- unsinnig
- parataktisch
- Raum wechselt ständig
Rhetorische Mittel (Auswahl)
- Parallelismen (2/3)
- Anaphern (Ein, Ein, Ein 10-12 usw.)
- Personifikation
Castellio - gemeinfreie Werke frei verfügbar
Stefan Zweigs Werke
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