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Die Sprechschreibe – textgebundene Erörterung
In dem von Dirk Schmaler geschriebenen (2009 in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung erschienenen) Zeitungsartikel ,,Die Sprechschreibe” wird evaluiert inwiefern die im Internet entstehenden Schreibgewohnheiten eine Gefahr für die Sprache darstellen. Obwohl der Autor seine Meinung nicht direkt formuliert, wird aus der Argumentation deutlich, dass dieser das Internet nicht als Bedrohung für die Sprache betrachtet.
Dirk Schmaler stellt am Anfang seiner Argumentation fest, dass im Internet oftmals nicht die deutsche Standardsprache, sondern eine durch Abkürzungen, Anglizismen, Neologismen und Emoticons geprägte Form der Sprache genutzt wird. Diese Punkte werden durch im Internet verwendete Abkürzungen (,,hdl” für ,,hab dich lieb”) und Anglizismen (,,cu” für ,,see you” für ,,wir sehen uns”) belegt. Den Gebrauch einer solchen Sprache führt er auf die Verwendung in Echtzeit und die daraus resultierende fehlende Zeit für wohl bedachte Formulierungen zurück. Doch diese nach einer Studie von vielen Deutschen als Bedrohung angesehene Mitteilungsweise sei für die Fähigkeit des korrekten Schreibens nicht bedenklich. Durch dieses von der Meinung eines Linguisten der Leibniz Universität Hannover getragene Argument geht Schmaler von der kontra zur pro Perspektive gegenüber den Auswirkungen der Sprache im Internet über. Die online genutzte Sprachvarietät sei kein Ersatz, sondern eine Ergänzung der Schriftsprache. So würden zwar in virtuellen Gästebüchern und Chatforen viele Fehler und Eigenheiten, welche allerdings zu 60 % aus ,,*lol*” für lautes Lachen und ,,*g*” für ,,Augenzwinkern” bestünden, auftreten, doch besonders in Blogs und auf der eigenen Website sei die Sprachqualität hoch. Die wie auch im gesamten Text sachlich dargestellten Argumente werden weiterhin durch die Meinung des Linguisten Prof. Peter Schlobinski belegt. Abschließend wird angemerkt, dass teilweise Wörter des Internets als Teil des ständigen Sprachwandels ihren Einzug in den Duden fänden und das Jugendliche noch nie so viel wie in diesem Zeitalter geschrieben hätten. Auch dies wird passend zum gesamten Text und zum Format der Zeitung sachlich und sprachlich, um den Leser anzusprechen, leicht informell dargestellt (teilweise umgangssprachlich ,,gemixt”).
Der Autor vertritt die These, dass das Internet keine Bedrohung für die Sprache darstellt. Dies halte ich für richtig, auch, da eine Bedrohung für die Sprache schwer zu definieren ist. Die Sprache ist ständig im Wandel. Das Internet stellt einen Teil dieses Wandels dar, welcher früher beispielsweise durch die Erfindung des Buchdrucks vorangetrieben wurde. Von Veränderungen kann Sprache nicht bedroht sein, da sie keine feststehende Naturkonstante ist. Und selbst wenn dem so wäre, würde die Kommunikation über die neuen Medien nach aktuellen Studien nicht sprachgefährdend sein. Wie im Artikel zum Ausdruck gebracht ist die offizielle Schriftsprache nicht unbedingt vom Internet betroffen und wird sogar häufig angewendet. Um dies zu bekräftigen, nannte der Autor Homepages und Blogs. Allerdings wird die Standardsprache immer präsenter. Studien zufolge gäbe es einen Trend zum korrekten Sprachgebrauch im Internet, wobei Korrekturen grammatikalischer Fehler auf vielen Plattformen und auch in privaten Chats teilweise häufiger vorkämen als noch 2009 zur Veröffentlichung des Artikels im Trend stehende anglizistische Abkürzungen wie *lol* und *cu*. Doch dieser Trend soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass online vielfach eine von der Standardsprache abweichende Varietät genutzt wird. In vielen Fällen entsteht aufgrund der kurzen Zeitspanne zum Antworten eine Mixtur aus Abkürzungen, Anglizismen und Rechtschreibfehlern, die durchaus berechtigt ist: Würde der Nutzer nicht pragmatisch und dennoch verständlich abkürzen, wäre beispielsweise eine Frage in einem Chatraum zum Zeitpunkt der Antwort längst nicht mehr aktuell. Um an dem Geschehen teilzunehmen ist eine schnelle Antwort notwendig. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob der korrekte Sprachgebrauch überhaupt von Bedeutung ist. Welchen Grund gibt es, eine aufwändige Form der Sprache einer kürzeren und für den Adressaten ebenso verständlichen Form vorzuziehen? Vorwiegend ist es der Sinn der Sprache zur Kommunikation von Inhalten zu dienen. Folglich ist der Kompression bei gleichbleibendem Inhaltsgehalt wenig entgegenzustellen. Auch kann das pragmatische Verkürzen zu einer inhaltlichen Bereicherung bei der Darstellung von Emotionen führen. Durch die fehlende Zeit werden Emoticons genutzt, welche in ihrer Vielfalt in der Lage sind, Emotionszustände ohne lange Umschreibungen treffend darzustellen. Anstelle der Formulierung ,,meine sanguinische Beschaffenheit steht heute im Zwiespalt zu der sich in mir ausbreitenden Melancholie” kann der moderne Internetnutzer einen Smiley mit leicht lächelndem Mund nebst einer Träne nutzen, wobei sich die sprachlich ästhetische Ausdruckskraft bei der zweiten Variante anzweifeln lässt. An letzter Stelle lässt sich wie im Text anbringen, dass die neuen Medien bei Jugendlichen zu einem erhöhten Sprachgebrauch in schriftlicher Form geführt haben. Die erhöhte Kommunikation hat das Potential, durch die häufigeren Überlegungen zur Formulierung von Gedanken, die Eloquenz entgegen der allgemeinen Annahme zu steigern.
Zusammengefasst kann die deutsche Sprache nicht von Veränderungen in Gefahr gebracht werden, da sie nicht konstant ist und das auch nie war. Zudem ist anzuzweifeln, ob das Internet überhaupt einen erheblichen Einfluss auf die aktuelle Standardsprache haben wird. Sprache ist der zentralste Teil der menschlichen Existenz. Eine schnelle vereinfachte Form für den Gebrauch im Internet sehe ich als positive Entwicklung.
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