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Die Würde des Menschen

Was ist die Würde des Menschen?

Die Würde bezeichnet je nach Definition die Eigenschaft, eine einzigartige Seinsbestimmung zu besitzen. Auf den Menschen bezogen ist im moralischen Sinne das gemeint, was ihn von allen anderen Lebewesen unterscheidet. Mit der Würde des Menschen werden oft die Grundrechte und Rechtsansprüche gemeint, welche allen Menschen zustehen und (wie schon Cicero schrieb) angeboren sind.

Was ist die Würde des Menschen aus kirchlicher / biblischer Sicht?

Deutsche Bischofskonferenz

Gott hat den Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen, so trägt dieser eine nirgendwo sonst anzufindende Besonderheit und ist heilig. Ihm ist das Recht gegeben sich die Erde zum Untertanen zu machen (Gen 1, 28), die Natur ist nicht unantastbar. Das menschliche Leben ist im Gegensatz unantastbar, auch vom Menschen selbst (da es heilig ist). Da er von Gott geschaffen ist, ist der Mensch nicht völlig autonom, er muss Grenzen beachten. Weil alle Menschen nach Gottes Ebenbild geschaffen sind, besitzen sie alle eine nicht verlierbare Würde.

Evangelische Kirche

Der Mensch hat aufgrund der Besonderheit, dass Gott ihn (wie im ersten Schöpfungsbericht beschrieben) nach seinem Ebenbild geschaffen hat, Würde. Als Bild Gottes ist der Mensch aus der Natur herausgehoben, dies zeigt sich in:

Differenziertheit des organischen Systems, biologische Unspezialisiertheit, Weltoffenheit, Rationalität, Sprache, Bewusstsein, Selbstbestimmung, Gewissen. Alle Menschen sind das Ebenbild Gottes und als solche von diesem geschaffen und gewollt. Alle Menschen haben Würde, welche nicht verlierbar ist. Jeder hat ein unbedingtes Lebens- und Selbstbestimmungsrecht, welches eingeräumt und akzeptiert werden muss. Der Mensch darf nicht zu einem bloßen Objekt gemacht werden und zudem darf nicht über den Wert eines menschlichen Lebens (auch des eigenen) entscheiden.

 

In Psalm 8 heißt es ,,Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott”, hiermit besitzt der Mensch eine herausragende Stellung.

Wie äußern sich Philosophen zur Würde / Menschenwürde?

Immanuel Kant

Nach Kant ist die Würde die Fähigkeit des Menschen zur sittlichen Selbstbestimmung (darf moralisch den eigenen Weg bestimmen), woraus folgt, dass dieser nicht als Mittel gebraucht werden darf. Die Würde folgt aus der Vernunft und der Beschränkung nur durch eigene Gesetze. Sie ist angeboren und unverlierbar. Der Wert des Menschen lässt sich nicht beziffern, Menschen besitzen keinen Preis, sondern Würde (Selbstzweckformel). Alle vernünftigen Wesen existieren als Zweck an sich selbst (Zwecke an sich selbst sind Zwecke, die alle vernunftbegabten Wesen zu berücksichtigen haben) und dürfen nicht als bloßes Mittel gebraucht werden. So lautet Kants Selbstzweckformel des Kategorischen Imperativs:

„Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ Diese Ansichten aus dem Kategorischen Imperativ wurden von Arthur Schopenhauer als Leerformeln (besagt nur dem Anschein nach etwas Wahres, ist allerdings zu unbestimmt um überprüft zu werden) kritisiert. Kant argumentiert nichtkonsequentialistisch, nicht die Folgen, sondern die hinter einer Handlung stehende Überlegung (Maxime) ist am wichtigsten.

Aussagen der Selbstzweckformel:

  • der Mensch ist ein autonomes Wesen und verfügt über einen autonomen Willen
  • alle Menschen setzen sich Zwecke
  • nur der Mensch ist Zweck an sich selbst

Friedrich Schiller

Für Friedrich Schiller ergibt sich die Würde aus dem freien Willen, der den Menschen vom Tier unterscheidet.

Hegel

Hegel (1770 - 1831): "Der Mensch, da er Geist ist, darf und soll sich selbst des Höchsten würdig achten; von der Größe und Macht seines Geistes kann er nicht groß genug denken."

Johann Gottlieb Fichtes

,,Sollte der Mensch nicht eine heilige Ehrfurcht vor sich selbst tragen, und schaudern und erbeben vor seiner eigenen Majestät?"

Michel de Montaigne

Hochmut des Menschen

Arthur Schopenhauer

zu hoch angesehener Begriff

Cicero

In ,,De officiis” schreibt Cicero über die Würde (dignitas). Nach ihm ist der würdevoll, der sich vernünftig verhält (also ein maßvolles, beherrschtes, strenges und nüchternes Leben führt). Hieraus ergeben sich besondere Pflichten im Umgang mit anderen. Seine Würde ist nicht allen gegeben und nicht so herausragend wie nach der heutigen Definition.

Die Würde im ersten Artikel des Grundgesetzes

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Hier ist die Würde als ,,Grundrechte für alle zu verstehen”. Zudem darf der Mensch nicht als Objekt behandelt werden ( Embryonenschutz).

Wie unterscheidet sich der Mensch vom Tier beziehungsweise nicht?

Erich Fried stellt die Erhabenheit des Menschen in seinem Gedicht ,,Definition” infrage, da dieser genau wie ein Tier stirbt, wobei er allerdings im Unterschied zum Tier über seinen Tod weiß und darüber kommunizieren kann.

Unterschiede nach Wolfhart Pannenberg

Mensch

Tier

weltoffen

nicht geografisch begrenzt

geografisch begrenzt, umweltgebunden

neuartige Erfahrungen

eingeschränkte Wahrnehmung

wandelbar

angeborene Triebe

vielseitig

von äußeren Einflüssen bestimmt

wenig Instinkt

Instinkte

offen

stark gefilterte Eindrücke

neugierig

kann sich selbst aus einer anderen Perspektive sehen

schafft und bereichert die Welt nach den eigenen Vorstellungen

Haben Embryonen Würde?

Um die Jahrtausendwende rückte die Menschenwürde in den Fokus der Philosophie. Haben Embryonen Würde?

Dagegen

Das Embryo ist nicht zur Vernunft, moralischem Handeln und Selbstachtung (so Julian Nida-Rümelin) in der Lage. Es besitzt kein Bewusstsein und kann somit als Objekt angesehen werden. Ein Objekt kann allerdings keine Würde besitzen. So sagte Reinhard Merkel:

Ein Zellknäuel, das niemals jene Eigenschaften hatte, welche die Würde eines Menschen begründen, und überhaupt zu keinerlei Empfindung fähig ist, könne in einem schweren ethischen Konfliktfall nicht denselben Schutz beanspruchen wie ein Träger dieser Eigenschaften.

Auch ist es in dieser Form, da es keine höheren Eigenschaften besitzt, noch kein Ebenbild Gottes.

Dafür

Aus dem Embryo wird sich ein den Kriterien der Würde entsprechender Mensch ergeben. Die Formung von Gottes Ebenbild beginnt ab der Zeugung. Durch das Potential besitzt ein Embryo Würde.

Besitzen Tiere Würde (Grundrechte)?

Ab wann hat ein Mensch Würde?

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