Religionskritik nach Feuerbach
Ludwig Feuerbach (1804-1872) sieht Gott als Anthropomorphismus, als Projektion. Allerdings verwirft er die Religion nicht als nichtig, sondern sieht sie eher als wichtige Quelle für die Anthropologie. Der Bezug liegt weitestgehend auf dem philosophischen Gottesbild und die Kritik ist somit auch Kritik an Hegel. Das wichtigste seiner Werke hierzu ist ,,Das Wesen des Christentums“.
Argumentation zur Projektionshypothese
Dem Menschen ist neben sich seine Gattung Gegenstand – er kann sich im Gegensatz zum Tier zugleich ich und du sein
Die Gattung ist in ihren höchsten Zielen charakterisiert durch die Trinität aus Vernunft, Wille und Herz, welche sich selbst als Zweck hat und über dem einzelnen steht
Die Gattung, also die Spezies Mensch, ist vollkommen, ist unsterblich
Die möglichen höchsten Eigenschaften der Gattung projiziert der Mensch vor dem Hintergrund seiner individuellen Schranken (Sterblichkeit etc.) in ein von ihm verschiedenes Wesen – Gott → Projektionshypothese → Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde
Der Mensch glaubt an die Liebe als göttliche Eigenschaft, weil er selbst liebt, an die Existenz als Subjekt, weil er selbst Subjekt und existent ist etc.
Die Entwicklung der Eigenschaften von Göttern in mehreren Kulturen nimmt er als Untermauerung seiner These als Projektion und als Teil der Anthropologie
Um Gott aber zu bereichern muss der Mensch arm werden, es kommt zur Entzweiung, in welcher sich Gott und der Mensch in Gegensätzen entzweien, wo doch Gott eigentlich Projektion ist
Die Natur als Grund für die Religion
Die bewusstlose Natur wird im Menschen bewusst
Allerdings lässt sie ihn im Tod auch wieder untergehen und auch ansonsten ist der Mensch von ihr abhängig
Gott ist der egoistische Akt der Befreiung von der Natur
→ Theogonie: Ursprung der Religion aus dem Egoismus
Gott als Wunscherfüllung
Die Gattungseigenschaften sind dem Individuum Wünsche, was er selbst nicht ist, aber sein zu wünscht, legt er in Gott
Negative Auswirkungen der Religion
Die Verlagerung von Wichtigkeit auf Gott führt zu Gleichgültigkeit und Passivität
Behinderung von Fortschritt und Freiheit, der Mensch unterwirft sich seinem eigenen Konstrukt
Verachtung von Leiblichkeit und Geschlechtlichkeit
Intoleranz
Schwächung der Moral durch Verlagerung auf Gott an Stelle der Begründung in sich selbst
Feuerbachs Forderung
Der Mensch muss sich selbst als ihm höchstes Wesen erkennen und seine Selbstverneinung verneinen, er muss auf das Diesseits fokussiert Gottesliebe durch Menschenliebe ersetzen.
Konsequentes Weiterdenken des christlichen Gedankens der Liebe
,,Wie Gott sich selbst aufgegeben aus Liebe, so sollen wir auch aus Liebe Gott aufgeben; denn opfern wir nicht Gott der Liebe auf, so opfern wir die Liebe Gott auf, und wir haben trotz des Prädikats der Liebe den Gott, das böse Wesen des religiösen Fanatismus.“
Quelle: Das Wesen des Christentums, Kapitel 5
Gott ist als Jesus Christus der Liebe zum Menschen wegen gestorben. Um dieses letztendliche, christliche Ziel der Liebe aber erreichen zu können, müssen wir Gott als Barriere vor der Selbsterkenntnis und der Liebe als eigenes höchstes Ziel sterben lassen.
Kritik
Es ist schwer zu verstehen, wie der strafende und irrende Gott des Alten Testaments den projizierten Wünschen der Autoren entsprechen kann. Eventuell lässt sich dies aber auch in den geistigen Schranken der Autoren begründen, dies war der höchste Gott, den sie denken konnten. Somit wäre dies wieder Anthropologie im Sinne eines geistigen Fortschrittes der religiösen Autoren.
Feuerbach nutzt viele unbegründete Prämissen, besonders das Wesen der Menschheit bezüglich – Begrenzung und Scheitern werden nicht als allgemein menschlich betrachtet
zu positives Menschenbild
Das Gattungswesen selbst ist Projektion aus ihm und seiner Wahrnehmung heraus
Zudem schließt die Existenz als Projektion eine tatsächliche Existenz nicht aus
Schaubild
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